Dan Mangan: Sonntag, 13. September 2015, 20 Uhr im Waldsee
aktuelles Album: "Vessel" (VÖ 09.01.2015)
Für viele Romantiker ist Kanada das Schweden Nordamerikas.
Endlose Wälder, atemberaubende Landschaften, niedrige
Kriminalitätsrate, Healthcare, die Inseln vor Vancouver, Degrassi
Junior High, auch Michael Moore findet es cool. Irgendwie alles
liberaler und auch der kanadische Soundtrack bietet seit langem so
einiges an romantischem Identifikationspotential für die geplagte
europäische Seele. Angefangen bei Neil Young und ähm Bryan Adams
über coolere Sachen wie Broken Social Scene und Feist bis hin zu
Arcade Fire.
Dan Mangan passte da bisher auch ganz gut rein, ein kanadischer
Indie-Star mit zwei JUNO Awards in der Tasche. Dan Mangan trägt
einen Bart, posierte mit Katzen auf Pressefotos und erfüllt
eigentlich alle Klischees, die man sich von einem kanadischen
Barden so erwartet. Inklusive Hits, denen man so nie im deutschen
Radio begegnet, aber deren Zeilen fast jeder kennt, der sich auch
nur ansatzweise mit moderner Gitarrenmusik aus Nordamerika
beschäftigt hat. Und übrigens ist Dan Mangan auch live fantastisch,
weswegen er irgendwann mal für Kate und William (genau, die
Königskinder!) spielen durfte als einer der auserwählten
Repräsentatoren der kanadischen Indierock-Szene.
Dieser Poster Boy also kommt jetzt und schmeißt uns ein schwer
verdauliches Album vor die Füße. Wohlfühl-Folk zum Sehnsüchteln
klingt jedenfalls anders. Das hier ist Kanada in Echt, wunderschön
aber mehr als nur eine Projektionsfläche. Ein Land, das sich in den
letzten Jahren nicht nur mit einer konservativen Regierung und
Crack rauchenden Bürgermeistern rumplagen musste. Ein Land, das
sich grundlegend verändert und nicht nur zum Guten, wie viele
empfinden.
Der Name seiner Band Dan Mangan + Blacksmith bezeichnet den Beginn
einer neuen Ära in Dan Mangan's Arbeit. Das Resultat ist ein
starkes und mutiges Album, das tatsächlich völlig anders klingt,
als man das von Dan Mangan gewohnt war. Vorbei sind die Zeiten der
fröhlich, naiven Sing-Alongs. Auf "Club Meds" betritt Mangan seine
Blaue Phase. Tief dunkel und unglaublich schwer lasten die
Arrangements oftmals auf dem Hörer. Fordernd, ja geradezu
anstrengend, aber nach ein paar Mal hören kriegt man alles zurück
bezahlt, auf Heller und Pfennig. Es entwickelt sich eine dunkle,
tiefblaue Kraft voller Schönheit, Komplexität und Energie. Eine
Platte für Fortgeschrittene, für die ehemaligen Romantiker, die
vielleicht verzweifelt, aber bereit sind für ein besseres Jetzt zu
kämpfen. In Freiburg gastiert Dan Mangan mit einer Special Solo
Performance.