Friska Viljor: Dienstag, 10. November 2015, 20 Uhr im
Jazzhaus
neues Album: "My Name Is Friska Viljor" (VÖ 29.05.2015)
Eigentlich gehört Daniel Johansson nicht zu der Sorte Menschen,
die nah am Wasser gebaut sind. Doch als er und seine Band Friska
Viljor im Februar 2013 im ausverkauften Berliner Huxleys die bisher
größte Show ihrer Karriere spielten, überkam es ihn: Das Intro von
"Brothers Lionheart" ertönte, die fünf Schweden schworen sich
letztes Mal ein - und Johansson hatte Pipi in den Augen. "Wir
hatten uns wochenlang auf dieses Konzert gefreut und praktisch über
nichts anderes geredet", erinnert er sich. "Oft wird man ja
enttäuscht, wenn man zu große Erwartungen an etwas hat, aber diese
Show hat all unsere Vorstellungen übertroffen. Am Ende sangen 1.600
Leute mit uns "Shotgun Sister". So etwas hätten wir uns nie träumen
lassen, als wir die Band gegründet
haben."
Das war im Jahr 2006. Daniel Johansson und sein bester Freund
Joakim Sveningsson hatten damals beide schwersten Liebeskummer und
beschlossen eines Nachts leicht angeschäkert ihn in Form von ein
paar Songs zu vertonten. "Am Anfang war uns nicht einmal klar, dass
wir eine Band gegründet haben", lacht Johansson. "Aber bevor wir
uns versahen, hatten wir genug Material für unser erstes Album
zusammen." Eine aus befreundeten Musikern bestehende Live-Band war
ebenfalls schnell gefunden und obwohl Friska Viljor von den Medien
nie gehypt wurden - weder in Deutschland, noch zuhause in Schweden
- und stets ohne große Plattenfirmenbudgets auskommen mussten,
erspielten sie sich mit ihrem unverschämt euphorischen Indie-Pop
schnell eine treue Fangemeinde. Die beeindruckende Zwischenbilanz
nach neun Jahren: Sechs Alben und knapp 500 Shows, von denen sie
jede mit so viel Herzblut spielen, als sei es die letzte. "Der Spaß
und die Freundschaft, die uns verbindet", so Johansson, "standen
bei uns immer im Vordergrund."
Daran hat sich bis heute nichts geändert und trotzdem haben Friska
Viljor sich den Aufnahmen ihres sechsten Albums "My Name Is Friska
Viljor" mit einer neuen Einstellung genähert. "Man könnte sagen,
dass Joakim und ich als Bandleader erwachsen geworden sind", so
Johansson. "Wir haben zusammen mittlerweile fünf Kinder, sprich
eine Familie, für die wir sorgen. Dadurch ist uns bewusst geworden,
dass wir das Ganze noch ernster nehmen müssen, wenn es auf lange
Sicht funktionierten soll. Ich will nicht, dass es nach Ausverkauf
klingt, aber wir wollen Friska Viljor mit diesem Album auf ein
neues Level heben. Und ich würde sagen wir haben in dieses Album so
viel Kraft und Energie gesteckt, wie in alle fünf vorherigen Alben
zusammen."
Bereits vor einem Jahr begannen Johansson und Sveningsson die
ersten Songs zu schreiben, ab September waren sie dann täglich in
ihrem kleinen Studio in Stockholm an der Arbeit. Zum ersten Mal
holten sie für ein paar Tage auch Keyboarder Emil Nilsson sowie die
beiden Original-Friska-Viljor-Mitglieder Markus Bergqvist
(Schlagzeug) und Matthias Areskog (Bass) ins Studio. Und wenngleich
das Ergebnis unverkennbar Friska Viljor ist, gibt es auf dem Album
doch eine Menge neue Facetten im Bandsound zu entdecken. Gleich in
mehreren Songs übernimmt Johansson den Gesang - zum Beispiel in der
ersten Single "In My Sofa I'm Safe", eine beschwingte
Uptempo-Nummer über das Kinderkriegen und die Folgen für die
persönliche Freiheit. Für "Painted Myself In Gold" luden Friska
Viljor Lena Malmborg ins Studio ein, "My Boys" überrascht mit
Handclaps in der Strophe und Streichern im Refrain und in "Danger
In Front" quiekt Sveningsson am Ende wie Robert Smith im
Sommerurlaub.
Überhaupt klingt "My Name Is Friska Viljor" noch unbeschwerter,
fröhlicher und vor allem poppiger, als man es von den Schweden
bisher gewohnt war. Johansson weiß, warum. "Wir befinden uns
einfach an einem ziemlich guten Punkt im Leben", sagt er. Privat,
aber auch beruflich, denn die Akustik-Tour, die Johansson und
Sveningsson im Mai als Duo bestreiten und bei der sie die neuen
Songs in intimem Rahmen erstmals live präsentieren, war innerhalb
von weniger als vier Stunden komplett ausverkauft. "Ich dachte ja
anfangs, das wäre ein technischer Defekt", sagt Johansson ganz
bescheiden. "Also rief ich unseren Booking-Agenten an und der
klärte mich auf, dass die Karten tatsächlich so schnell vergriffen
waren." Kein Wunder, denn ihre Live-Shows sind und bleiben die
Quintessenz von Friska Viljor. Leidenschaft und Spielfreude werden
bei vielen Bands angepriesen, aber nur wenige schaffen es, so viel
Euphorie und Liebe zu verbreiten wie Friska Viljor.
Mit Mo Kenney und Lena Malmborg wird es zudem gleich zwei
Support-Acts geben. Eröffnet wird der Abend von der Schwedin Lena
Malmborg, die im kommenden Jahr bereits ihr 4. Album veröffentlicht
und stilistisch gesehen verschiedenste Einflüsse verarbeitet. Diese
reichen von Gospel und Soul über Blues, Country und Americana bis
hin zu Pop und Singer/Songwriter-Einflüssen. Im Anschluss ist die
Kandierin Mo Kenney an der Reihe, die erst Anfang Oktober als
Main-Act im Jazzhaus gastierte und nun als Support für Friska
Viljor zurückkehrt. Ihr zweites Album "In My Dreams" erschien im
September und ist stilistisch unter Singer/Songwriter, Folk und
Indiepop zu verorten. Von der Berliner Morgenpost wird Mo Kenney
bereits als "grandiose Newcomerin der Singer-Songwriter-Szene"
gefeiert.