Vetiver: Dienstag, 29. September 2015, 21 Uhr im Great Räng
Teng Teng
aktuelles Album: "Complete Strangers" (VÖ 24.03.2015)
Ursprünglich steht der Begriff Vetiver für ein Süßgras aus dem
südlichen Indien, dessen Öl eine heilende Wirkung besitzt. Durchaus
süßlich ist auch die Musik der gleichnamigen US-Band, die sich mit
folkigen Klängen längst auch außerhalb ihres Einzugsgebietes San
Francisco einen Namen gemacht hat. Im Prinzip ist Vetiver das
Projekt des in Virginia geborenen Gitarristen, Sängers und
Songwriters Andy Cabic, der in den 1990er-Jahren noch bei der
Formation The Raymond Brake aktiv war, ehe es ihn nach Kalifornien
verschlug. In San Francisco entstand um die Jahrtausendwende eine
lebendige Neo-Folk-Szene, der unter anderen Devendra Banhart und
Joanna Newsom angehören. Mit wechselnden Besetzungen reisten die
Musiker durchs Land und traten in verschiedenen Combos auf.
Irgendwann in dieser Zeit wurden auch Vetiver gegründet, die 2004
ihr selbstbetiteltes Debüt und zwei Jahre später das Nachfolgewerk
"To Find Me Gone" veröffentlichten. Zu diesem Zeitpunkt bestand die
Band neben Cabic aus Alissa Anderson (Cello), Otto Hauser
(Schlagzeug), Carmen Biggers (Geige), Kevin Barker und Sanders
Trippe (beide Gitarre) sowie Brent Dunn (Bass), wobei auch Devendra
Banhart immer wieder mit von der Partie war. Wie lieblich und
familiär es zugeht, beweist der Umstand, dass Trippe und Dunn
bereits bei The Raymond Brake am Werk waren.
Es folgten "Thing Of The Past" (2008) mit eigenen Interpretationen
von mehr oder weniger obskuren Stücken anderer Gruppen, "Tight
Knit" (2009) und schließlich "The Errant Charm" (2011). Bereits zum
vierten Mal stand dabei der Prodzuzent Thom Monahan Pate, mit dem
Cabic auch das Projekt Neighbors bildet, das sich mit dem Remixen
diverser Songs auseinandersetzt. Vetiver indes arbeiten weiter an
ihrer Vorstellung eines Genre sprengenden, schwerelosen
Soundgewands, das Indiefolk mit Pop und Ambient-Anleihen
verknüpft.
Der in diesem Jahr erschienene sechste Longplayer trägt den Titel
"Complete Strangers", dessen Songs durchaus eine gewisse
Ähnlichkeit mit dem Titel des Albums aufweisen. Sie haben manche
Dinge gemeinsam, stammen jedoch von verschiedenen Orten und aus
unterschiedlichen Zeiten. "Stranger Still" ist eine Hymne an von
Schlaflosigkeit geplagte Menschen, denen zuweilen der Sinn für die
Realität abhanden kommt, während "From Now On" davon erzählt wie
eine Nacht dahin geht, wenn sich Freiheit in Verantwortlichkeit
verwandelt. Das Album baut auf Dualitäten in einer Art und Weise
wie sich Menschen zum Beispiel auf Festen begegnen. Und ganz in der
Tradition von Vetiver ist der Sonnenschein zumeist nur einen Akkord
von der Melancholie entfernt.