206: Samstag, 07. Januar 2012, 21 Uhr im Swamp
aktuelles Album: "Republik der Heiserkeit" (VÖ 25.02.2011)
Schon im Mai 2011 gastierten 206 erstmals in Freiburg und werden
momentan als eine der heißesten deutschen Rockacts gehandelt. Vom
"Spiegel" bis zur "Zeit", vom "Rolling Stone" bis "Spex" wurde das
Debütalbum "Republik der Heiserkeit" mit Lobeshymnen nur so
überschüttet. "Wäre diese Band ein Gewehr, sie hätte einen
abgesägten Lauf", war beispielweise bei "Spiegel Online" zu lesen.
Was nicht von ungefähr kommt, denn das Trio aus Halle ist eine
wütende,
atemlose Eruption, das seiner sozialen Unzufriedenheit mit
unüberhörbarem Zorn, aber doch hoffnungsvoll Luft macht.
206 verbreiten ein Gefühl von Melancholie und Perpektivlosigkeit,
von Weltschmerz, Wut und Rebellion, wofür es nicht mehr als einen
monotonen Basslauf, drei Noten und einen aufgebrachten Gesang
braucht. Musikalisch irgendwo zwischen Von Spar und 1000 Robota,
Palais Schaumburg und den Goldenen Zitronen, teilt sich das Trio
aus Halle auch deren inhaltliche Ausrichtung in puncto Konsumkritik
und Klassenkampf, ergeht sich dabei aber nie in Lyrik, Pathos oder
Parolengebrülle. "Was bleibt mir anderes übrig als mit meiner Armut
anzugeben", singt Frontmann Timm Völker in Goldjunge und meint
damit sicherlich keinen Arbeiterstolz. Es ist der Gestus einer
Jugend, die zu schnell erwachsen geworden ist. Die mit Anfang 20
dunkle Pullover und schwarze Krawatten trägt, nicht nur, weil es
cool ist, sondern angemessen. Deren Gesichter selten von
Ausgelassenheit und Übermut zeugen, sondern von
Grübelei und Trotz. Das nimmt ihrer Musik jede Leichtigkeit, jeden
Leichtsinn, aber auch die Beliebigkeit.
"Republik der Heiserkeit"ist eine Ansammlung scharfzüngiger
Beobachtungen gesellschaftlicher Minenfelder. 14 Bruchstücke aus
einer Republik, mit denen sich keine neue errichten lässt. Jenseits
abhanden gekommener Identität und Perspektive lassen sie aber
Hoffnungen auf eine andere Welt erahnen. Timm Völker gibt aber
weder den Jammerlappen noch den Messias. Er beschreibt in bisher
nicht gekannter Dichte, was heute ist. 206 machen keine
marktstrategische Inszenierung. Diese Band bricht los, fackelt ab,
kotzt raus, direkt und derb und wütet in der trügerischen
Selbst-Zufriedenheit des Zuhörers. Meilenweit weg von den
sentimentalen, hohlen Phrasen der Mehrzahl jüngerer,
deutschsprachiger Bands. Die Musik klingt, als würden Bauhaus mit
einer Adrenalinspritze im Großhirn eine Art explodierenden Blues
spielen, der durch die Straßenschluchten einer zerfallenden
Metropole hallt.
206:
Timm Völker (Gitarre, Gesang)
Leif Ziemann (Bass)
Florian Funke (Schlagzeug)